Ökologisierung des Tourismus angestrebt

Barbara Neßler, Tourismussprecherin der Grünen, im FM-Gespräch.
© Charly Schwarz

Barbara Neßler

FM: Was wäre aus Ihrer Sicht wichtig zu tun, damit die Tourismusbranche in Österreich ökologischer wird?
Barbara Neßler: Das Erfreuliche ist, dass im neuen Regierungsübereinkommen ganz klar eine Ökologisierung der Tourismusbranche angestrebt wird. Und zwar findet sich das in jedem Bereich wieder, etwa in der Hotelbranche, in der Österreich Werbung und in den Förderrichtlinien der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank. Von den Auswirkungen der Klimakrise ist besonders der alpine Raum betroffen. Hier sind die Auswirkungen der Erderwärmung deutlich spürbar und schneller ersichtlich als im Flachland. Alles, was sich im alpinen Raum abspielt, betrifft den heimischen Wintertourismus. Wir erleben im Wintertourismus schon seit Längerem das automatisierte Wachstumsspiel. Die Dynamik des Wettrüstens hat aber nicht nur einen massiven Konkurrenzdruck zur Folge, sondern der Drang, „immer größer zu werden“, führt zu immer mehr technischen Erschließungen mit negativen Auswirkungen auf den sensiblen alpinen Raum. Das wiederum führt zu einem Konzentrationsprozess. Kleinere Skigebiete schließen, wenige Große werden immer noch größer. Der Schneemangel wird durch flächendeckende Beschneiung kompensiert. Ein Kreislauf, der nicht ewig so weitergehen kann.
FM: Was gehört im Sinne eines nachhaltigen Tourismus in Österreich dringend umgesetzt?
Neßler: Wir können die Augen nicht länger vor den Tatsachen verschließen, sondern müssen mit einer breiten Tourismusstrategie den betroffenen Regionen beim möglichen Umstieg helfen. Mittlerweile wollen auch Touristen keinen klassischen Skiurlaub mehr machen. Das heißt, wir brauchen Alternativen. Vor allem müssen die touristischen Gebiete auf ganzjährigen Tourismus umgestellt werden. Hier braucht es die Unterstützung der Politik. Im Regierungsübereinkommen haben wir dazu extra ein Kapitel mit dem Titel „Klimawandel und Wintertourismus“ vereinbart. Ein wichtiger Faktor ist die Mobilität. Ohne den Ausbau von öffentlichen Anreisemöglichkeiten zur Urlaubsdestination wird es nicht funktionieren. Die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln muss nicht nur billiger und unkomplizierter sein, sondern auch dementsprechend beworben werden. Genauso müssen wir den Fokus auf den „Urlaub zu Hause“ legen. Es muss nicht immer eine Flugreise sein. Österreich hat als vielfältiges Land eine Menge zu bieten. Auch im Bereich Gastronomie können wir einiges tun. Wir haben in Österreich exzellentes regionales Essen. Diese Qualität müssen wir mehr herausstreichen. Österreich ist als Genussland leider noch zu wenig bekannt. Es muss kein Billigschnitzel aus Osteuropa mit ökologisch katastrophalem Fußabdruck sein. Wir haben in Österreich hochwertige Produkte, die mehr Anerkennung verdienen. 
FM: Wie verbringen Sie selbst heuer Ihren Sommerurlaub?
Neßler: Generell bin ich bisher ganz selten geflogen. Ich verbringe viele Stunden im Zug, da ich zwischen Tirol und Wien pendle. Da mein Alltag recht aufregend ist, suche ich im Sommer wirklich Erholung. Ich habe das große Glück, dass meine Eltern eine Almhütte im Bregenzerwald besitzen. Fernab von Nachbarn, Straßen oder Strom. Ein idealer Ort für echte Erholung, weil man gezwungen wird, zur Ruhe zu kommen. Ganz ohne Fernseher, Zeitung oder das Handy ist das immer wieder aufs Neue eine Umstellung. Das Leben ist dort sehr reduziert, und genau das ist das Schöne daran. Die Besucher müssen allerdings leider mit dem Auto kommen, wenn sie nicht zwei Stunden wandern wollen.
 
Red

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