Chaletdörfer in Kärnten in Planung

Projekte mit insgesamt 1.200 Betten stoßen auch auf Kritik.
© Pixabay

Auf der Hochrindl, auf dem Goldeck und am Pressegger See sind Bauprojekte für Feriendörfer mit 1.200 Gästebetten entwickelt worden. Aber wo für die Investoren Betongold glänzt, sehen Kritiker Naturzerstörung und die Schaffung nur weniger Arbeitsplätze.
Am Goldeck stellte Grundeigentümer Johannes Berger 2020 den Antrag auf Flächenumwidmung von Almfläche auf Kurgebiet: “Unser Alm Resort Gut Oberaich zu Schüttbach ist ein langfristiges Ganzjahreskonzept,” so Berger auf APA-Anfrage. Geplant sind 78 Chalets mit 486 Betten zur Vermietung. Bergers Konzept geht von 220 Vollbelegungstagen pro Jahr aus, die einen Jahresumsatz von 13 Mio. Euro und eine Nächtigungstaxe von 50.000 Euro für die Gemeinde bringen würden.

Breite Front gegen Chalet-Dörfer

Im Grunde sei der Nutzen für die Gemeinde gering, meint Hans Jörg Kerschbaumer, Bürgermeister der zuständigen Gemeinde Stockenboi. Der Gemeinderat hat dem Projekt jedoch zugestimmt, nun ist die Landesregierung gefragt. Für die raumordnerische Genehmigung ist Elias Molitschnig zuständig, der die baukulturellen Leitlinien des Landes Kärnten federführend koordinierte: “Wir müssen in Kärnten ein anderes Niveau der Planungskultur erreichen, wir wollen die Gemeinden schon bei der Entwicklung ihrer Planungsstrategie unterstützen, damit die Ziele klarer werden,” so Molitschnig.
“Das neue Raumordnungsgesetz, das jetzt im Kärntner Landtag begutachtet wird, wird den Anforderungen der Klimakrise überhaupt nicht gerecht, es ist ein Kniefall vor Investoren,” sagt die Raumplanerin Gaby Krasemann. Krasemann merkt zum Sternenberg Resort auf der Hochrindl, 480 Betten, Investitionssumme 100 Mio. Euro, an, dass Chaletdörfer in anderen Bundesländern bereits gescheitert seien.
Die bayerische SNI-Immoreal beginnt diesen Sommer am ehemaligen Oberhofer Areal am Pressegger See mit dem Bau der Luxury Lake Suites mit 282 Betten. Die Wohneinheiten werden verkauft. Zehn bis 15 neue Arbeitsplätze werden durch das Projekt geschaffen. Eine Suite kostet zwischen 290.000 und 900.000 Euro.
“Die Bauprojekte in Kärnten sind von überregionalem Interesse, schließlich geht es um unsere Natur,” betont Oliver Fritz, Regionalentwicklungsexperte des WIFO. In der Krise überlege man weltweit, ob man danach wieder zurück zum Overtourism will, wie in Barcelona, Dubrovnik oder Hallstatt, wo sich die Bevölkerung selbst nicht mehr heimisch fühle. Mehr Betten zu planen bedeute eine Strategie in Richtung Overtourism, und doch blieben in Kärnten die Chalet-Betten oft weitgehend leer.
 
APA/Red.

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